Vor Kurzem habe ich eine Erfahrung gemacht, die mich nicht loslässt.
In einem sorgfältig geführten Gespräch wurden für eine neurodivergente lernende Person konkrete Nachteilsausgleiche vereinbart, klar, nachvollziehbar und im Einvernehmen aller Beteiligten. Es ging um zeitliche Entlastung bei Prüfungen, einen reizarmen Prüfungsplatz, klare Regeln für Präsentationen und Gruppenarbeiten. Alles mit dem Ziel, Chancengerechtigkeit im Schulalltag zu schaffen, so, wie es auch die UN-Behindertenrechtskonvention (BRK) vorsieht.
Umso irritierender war es, als ich den schriftlich festgehaltenen Nachteilsausgleich sah:
Statt Klarheit vage Formulierungen wie «wenn möglich», «möglichst», «sollte».
Trotz konkreter Absprachen wird im offiziellen Dokument so offen formuliert, dass die tatsächliche Umsetzung von der einzelnen Lehrperson abhängt. Formulierungen wie «Gruppenarbeit wenn vom schulischen Setting her möglich, zu dritt» schaffen keinen verlässlichen Rahmen, dabei wäre genau das notwendig: Verbindlichkeit, Klarheit, Schutz.
Das Problem ist nicht nur sprachlicher Natur.
Für die betroffene Person bedeutet diese Unklarheit: Unsicherheit. Zweifel, ob sie sich auf die Vereinbarungen verlassen kann. Stress, der sich vermeiden liesse.
Ich verstehe, dass Schulen praktikable Lösungen im Alltag brauchen, aber diese dürfen nicht zulasten der Betroffenen gehen.
🔍 Ein Nachteilsausgleich ist kein pädagogisches Entgegenkommen, sondern ein Rechtsanspruch.
Und der muss verlässlich und konsequent umgesetzt werden, gerade im prüfungsrelevanten Kontext.
Für junge Menschen mit ADHS, Autismus oder anderen Formen von Neurodivergenz ist es zentral, dass vereinbarte Massnahmen verlässlich und konsequent umgesetzt werden, sonst wird aus einer Unterstützungsstrategie eine weitere Belastung.
👉 Wir brauchen mehr Bewusstsein, klare Sprache und echte Zusammenarbeit zwischen Lernenden, Begleitpersonen und Schulen.
Ich setze mich weiter dafür ein, für faire Chancen, echte Teilhabe und wirksame Strukturen.
Wie erlebt ihr das in eurem Berufsalltag?
Ich freue mich über eure Erfahrungen, Perspektiven oder Fragen.
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